Donnerstag, 9. August 2018

Sommer-Lesegedichte (8): die ungelesenen Bücher

B.D. sagt: Die vielen Bücher in meinen Regalen
bereiten mir keine Lektüre-Qualen: 
Ich muss sie nicht alle lesen, 
es reicht, dass sie da gewesen.
Sie definieren meinen geistigen Raum - 
ihn kann ich, wie in einem metaphysischen Traum, 
buchrückenmässig durchmessen,
hier wuchern lassen, dort schon wieder vergessen.

Montag, 6. August 2018

Sommer-Lesegedichte (7): Welt und Zeitung

B.D. sagt: Seit ich jung 
lese ich Zeitung. 
Medial ist unsere Welt. 
Medial ist auch, was sie zusammenhält: 
Gedruckt ist ihre Textur, 
sie funktioniert vermittelt nur. 
Sie braucht die Distanz der Zeichen 
- deshalb soll die Zeitung nicht verbleichen.

Donnerstag, 2. August 2018

Sommer-Lesegedichte (6): Leben und Werk

B.D. sagt: Ich lese intensiv
jeden Marcel Proust-Brief.
Und ich merke schnell: 
das Leben ist akzidentiell!
Es bleibt nur die Fiction, die zählt.
Nur in ihr kommt die Welt 
konstruktiv zu sich - 
formal und inhaltlich.

Dienstag, 31. Juli 2018

Sommer-Lesegedichte (5): Party

B.D. sagt: Ich wohne
gleich neben einer Partyzone.
Und das ist bitter: 
denn via Facebook und Twitter 
versammeln sie sich Nacht für Nacht. 
Dann wird grosser Rabatz gemacht, 
und es ist wieder vorbei gewesen 
mit dem ruhigen Bücher-Lesen.

Freitag, 27. Juli 2018

Sommer-Lesegedichte (4): Festtage


B.D. sagt: Ich bin empört! 
Habe ich doch gehört
dass selbst bei defizitärer Leselage 
das Feiern peripherer Festtage
zu zeitraubender Pflicht gerät.
Das ist eine falsche Priorität: 
die Kompetenz der sozialen Sorte 
verkümmert in der Phrasenhaftigkeit der Worte.

Montag, 23. Juli 2018

Sommer-Lesegedichte (3): Buchstabensuppe

B.D. sagt: Ich geniesse
die sanfte Briese
die über das Wasser weht.
Wenn dann die Stunde geht
und das Licht sich wendet
plötzlich auch das Lesen endet - 
von der textuellen Gedankenpuppe
bleibt nur die 24-teilige Buchstabensuppe.

Freitag, 20. Juli 2018

Sommer-Lesegedichte (2): potentielles Lesen

B.D. sagt: Ich träume
mich in dunkle Räume
mit Regalen an der Wand 
und ein Buch in der Hand.
Das potentielle Lesen
ist dem realen oft überlegen gewesen:
es ist solipsistisch intensiver,
vor allem aber: thematisch kreativer.

Montag, 16. Juli 2018

Sommer-Lesegedichte (1): Hunde

B.D. sagt: Ich wohne 
gleich neben einer Hundezone.
Und das ist bitter:
Denn bei Gewitter
heulen diese Hunde
oftmals bis zu einer Stunde!
Und dann ist es vorbei gewesen 
mit dem ruhigen Bücher-Lesen.