Dienstag, 19. Mai 2020

Best of B.D (53): Symbol des Exclusiven

10.8.2014 - 253. Episode: weisse Handschuhe 





















A.E. (Alter Ego): Die Corona-Gedichte hast du erfolgreich abgewürgt, jetzt kommen wieder deine alten Sachen ... 
B.D.: Im Internet ist nicht nur das, was gestern war, heute schon wieder alt, sondern auch alles, was vor gestern war, heute schon wieder neu. 
Wie neu muss dann heute erst sein, was vor 6 Jahren schon einmal alt war! 

Samstag, 16. Mai 2020

Corona-Gedichte (7): das Ende


B.D. ärgert sich, 
und zwar ziemlich grundsätzlich: 
"Schon wieder ein Corona-Gedicht? 
Reicht es nicht, 
dass in den Zeitungen nichts anderes steht, 
es im TV um nichts anderes geht? 
Und auch im Internet 
und im (Video-)Kabarett 
ist es das einzige Thema - 
und immer nach demselben Schema! 
Der vielleicht etwas andere Blick 
der Lyrik 
erschöpft sich auch 
beim aktuell intensiven Gebrauch: 
Jeden Dichter, jede Dichterin 
zieht es zu Cor-Emotionskitsch hin. 
Darauf kann ich verzichten. 
Deshalb: Schluss mit den Cor-Gedichten! 


Freitag, 15. Mai 2020

Best of B.D. (52): Getränke light

25.5.2014 - 242. Episode: minimalistische Trinkkultur




















A.E. (Alter Ego): Was die verschiedenen Genüsse betrifft, bist du schon seit jeher ein Verächter - zeigt sich hier bei den Flüssigkeiten.
B.D.: Ich bin kein Verächter, aber ein Masshalter - und das werden wir alle werden müssen, sagen nicht nur die Apokalyptiker.
A.E.: Ja, ja, in the long run sind wir alle tot. Aber bis dahin ...

Donnerstag, 14. Mai 2020

Corona-Gedichte (6): das Fernsehen


B.D. liebt die bewegten
Bilder im schwarz belegten 
Saal. 
Aber das ist jetzt anormal. 
Als leidenschaftlichem Kinogeher 
bliebt ihm nur der Fernseher. 
Aber die Filme dort, auch die im Stream, 
egal ob massenhaft oder intim, 
sind plötzlich sehr inkorrekt und alt. 
Sie zeigen den unüberbrückbaren Spalt, 
der zwischen Vor- und Mit-Corona klafft, 
und zwar ziemlich beispielhaft: 
Was dort zu sehen 
sind Menschen, die ohne Maske gehen, 
vom ein-Meter-Abstand nichts wissen, 
sich daher unentwegt küssen. 
Omas, die Enkel herzen, 
Opas, die Geburtstagskerzen 
speichelspeiend ausblasen, 
Fan-Kohorten, die auf grünem Rasen 
liegend Popkonzerten lauschen 
und Körperflüssigkeiten tauschen. 
Es ist eine inzwischen sehr ferne Welt, 
die via Fern-Sehen Einzug hält. 
Seine Gegenwart gibt es dort nicht.
Filme zur Nah-Sicht 
werden nicht gedreht, 
weil das derzeit gar nicht geht.


Mittwoch, 13. Mai 2020

Best of B.D. (51): das Wie und Wo der Bilder

30.3.2014 - 234. Episode: das Verschwinden der Bilder



















A.E. (Alter Ego): Das ist schon eine interessante Frage, und die Gehirnforschung hat da noch nichts wirklich Schlüssiges gefunden: Nach welchen Kriterien wird aus der täglich anfallenden ungeheuren Bilderflut der Augen ausgewählt und gefiltert und gespeichert - ganz zu schweigen von der kreativen Weiterverarbeitung im Gedächtnis, und den visuellen Neuschöpfungen im Traum!
B.D.: Ja, und auch die Künstliche-Intelligenz-Forschung ist über banale Ähnlichkeitsmuster nicht hinausgekommen, und stellt sich solche Fragen noch gar nicht.

Dienstag, 12. Mai 2020

Corona-Gedichte (5): das Reisen


B.D. reist jetzt viel herum
mit seinem Foto-Album: 

- in London beim Tower 
der übliche Regenschauer
- in Pisa auf dem Turm
mit leichtem Drehwurm 
- durch Paris mit der Metro,
manchmal ein bisschen retro 
- die gelbe S-Bahn in Berlin
ist nicht rot-weiss wie in Wien 
- in Rom auf den 7 Hügeln, 
und nachher die Hosen bügeln 
- in Prag auf der Brücke 
das Stechen einer Mücke 
- in Venedig auf der Brücke 
Casanova mit Krücke 
- in New York im MOMA 
der Moderne strenges Aroma 
- und in Los Angeles sogar 
im Kino mit dem Oscar 

Und zur Jause
ist er wieder und ganz sicher zu Hause. 
So schnell so weit mit den Reisen 
war er noch nie. Soll man deswegen Corona preisen?

Montag, 11. Mai 2020

Best of B.D. (50): Geometrie in Spanien

17.6.2013 - 191. Episode: Bilbao, Gehry und das Rechteck



















A.E. (Alter Ego): Da gibt es eine einfache Antwort: Gehry ist eben kein Spanier.
B.D.: Und warum lassen sie ihn dann dort bauen?
A.E.: Weil die Basken halt auch nicht so ungebrochene Spanier sind.

Sonntag, 10. Mai 2020

Corona-Gedicht (4): der Spaziergang


B.D. geht auf der Strasse - 
und zum Mass aller Masse 
wird die Distanz. 
Sie okkupiert ihn ganz: 
Die Grenze von ein 
Meter muss es sein. 
Dieses laufende Vermessen 
lässt alles andere vergessen: 
den Blick in die Ferne, 
das Leuchten der Sterne, 
das trancehafte Schlendern, 
das kokette Gendern, 
das klassifizierende Botanisieren, 
das antizipierende Memorieren - 
Und so kehrt er nach Hause zurück 
mit nichts als dem Ein-Meter-Blick. 

Oder so: 


B.D.     geht     auf     der     Strasse   - 

und     zum     Mass     aller     Masse 

wird     die     Distanz. 

Sie     okkupiert     ihn       ganz  : 
  
Die      Grenze     von     ein 

Meter     muss     es    sein  . 

Dieses     laufende     Vermessen 

lässt     alles     andere     vergessen  : 

den     Blick     in     die     Ferne  , 

das     Leuchten     der     Sterne  , 

das     trancehafte     Schlendern  , 

das     kokette     Gendern  , 

das      klassifizierende      Botanisieren  , 

das     antizipierende      Memorieren   - 

Und      so     kehrt     er     nach     Hause     zurück 

mit     nichts     als     dem     Ein-Meter-Blick  . 



Samstag, 9. Mai 2020

Best of B.D. (49): Harmonie in Tempel und Buch

10.6.2012 - 137. Episode: der Tempel und das Buch



















A.E. (Alter Ego): Das hilft mir schon als derzeit Harmoniebedürftigem, wenn ich nur ein Reclam-Bändchen um 45 Grad drehen muss. Lesen geht dann zwar nicht, aber intensiv betrachten wirkt wie autogenes Training.
B.D.: Schon wieder so ein Kollateralnutzen des analogen Buchs.

Freitag, 8. Mai 2020

Corona-Gedichte (3): die Kunst


B.D.
liebt Klee - 
nicht den grünen, 
sondern Paul, den kühnen 
Maler der Geometrie 
mit zarter Ironie: 
die Farben blass, 
als Titel irgendwas, 
und unpräziser Strich - 
richtig anschaulich 
ist das nur im Original, 
und nicht digital.
Aber wo? - 
Unzugänglich wie ihr Depot 
sind die Museen. 
So kann es einem derzeit gehen 
mit der Kunst: 
Alles wie im Dunst.