B.D. ärgert sich, und zwar ziemlich grundsätzlich: "Schon wieder ein Corona-Gedicht? Reicht es nicht, dass in den Zeitungen nichts anderes steht, es im TV um nichts anderes geht? Und auch im Internet und im (Video-)Kabarett ist es das einzige Thema - und immer nach demselben Schema! Der vielleicht etwas andere Blick der Lyrik erschöpft sich auch beim aktuell intensiven Gebrauch: Jeden Dichter, jede Dichterin zieht es zu Cor-Emotionskitsch hin. Darauf kann ich verzichten. Deshalb: Schluss mit den Cor-Gedichten!
B.D. liebt die bewegten Bilder im schwarz belegten Saal. Aber das ist jetzt anormal. Als leidenschaftlichem Kinogeher bliebt ihm nur der Fernseher. Aber die Filme dort, auch die im Stream, egal ob massenhaft oder intim, sind plötzlich sehr inkorrekt und alt. Sie zeigen den unüberbrückbaren Spalt, der zwischen Vor- und Mit-Corona klafft, und zwar ziemlich beispielhaft: Was dort zu sehen sind Menschen, die ohne Maske gehen, vom ein-Meter-Abstand nichts wissen, sich daher unentwegt küssen. Omas, die Enkel herzen, Opas, die Geburtstagskerzen speichelspeiend ausblasen, Fan-Kohorten, die auf grünem Rasen liegend Popkonzerten lauschen und Körperflüssigkeiten tauschen. Es ist eine inzwischen sehr ferne Welt, die via Fern-Sehen Einzug hält. Seine Gegenwart gibt es dort nicht. Filme zur Nah-Sicht werden nicht gedreht, weil das derzeit gar nicht geht.
das TV-Bild als Bild: was zeigt es? - die Ankündigung von 30 Stunden Nachlesezeit? - die Aufforderung zu 30 Sekunden Publikums-Applaus in der Live-Show der Bibliotheksdirektoren? - 30 Wertungspunkte des Bibliotheksdirektors im BibliothekarInnen-Performance-Contest? - Einlass für die nächsten 30 LeserInnen? - der Kandidat mit 30 gelesenen Büchern in seinem bisherigen Leben? - €30-Anbot in der Versteigerung der Lesebrille des Bibliotheksdirektors für Charity-Zwecke? - noch 30 Wochen bis zum Ende? Von was? - noch 30mal? Was?