30.3.2014 - 234. Episode: das Verschwinden der Bilder
A.E. (Alter Ego): Das ist schon eine interessante Frage, und die Gehirnforschung hat da noch nichts wirklich Schlüssiges gefunden: Nach welchen Kriterien wird aus der täglich anfallenden ungeheuren Bilderflut der Augen ausgewählt und gefiltert und gespeichert - ganz zu schweigen von der kreativen Weiterverarbeitung im Gedächtnis, und den visuellen Neuschöpfungen im Traum!
B.D.: Ja, und auch die Künstliche-Intelligenz-Forschung ist über banale Ähnlichkeitsmuster nicht hinausgekommen, und stellt sich solche Fragen noch gar nicht.
Mittwoch, 13. Mai 2020
Dienstag, 12. Mai 2020
Corona-Gedichte (5): das Reisen
B.D. reist jetzt viel herum
mit seinem Foto-Album:
- in London beim Tower
der übliche Regenschauer
- in Pisa auf dem Turm
mit leichtem Drehwurm
- durch Paris mit der Metro,
manchmal ein bisschen retro
- die gelbe S-Bahn in Berlin
ist nicht rot-weiss wie in Wien
- in Rom auf den 7 Hügeln,
und nachher die Hosen bügeln
- in Prag auf der Brücke
das Stechen einer Mücke
- in Venedig auf der Brücke
Casanova mit Krücke
- in New York im MOMA
der Moderne strenges Aroma
- und in Los Angeles sogar
im Kino mit dem Oscar
Und zur Jause
ist er wieder und ganz sicher zu Hause.
So schnell so weit mit den Reisen
war er noch nie. Soll man deswegen Corona preisen?
Montag, 11. Mai 2020
Best of B.D. (50): Geometrie in Spanien
17.6.2013 - 191. Episode: Bilbao, Gehry und das Rechteck
A.E. (Alter Ego): Da gibt es eine einfache Antwort: Gehry ist eben kein Spanier.
B.D.: Und warum lassen sie ihn dann dort bauen?
A.E.: Weil die Basken halt auch nicht so ungebrochene Spanier sind.
A.E. (Alter Ego): Da gibt es eine einfache Antwort: Gehry ist eben kein Spanier.
B.D.: Und warum lassen sie ihn dann dort bauen?
A.E.: Weil die Basken halt auch nicht so ungebrochene Spanier sind.
Sonntag, 10. Mai 2020
Corona-Gedicht (4): der Spaziergang
B.D. geht auf der Strasse -
und zum Mass aller Masse
wird die Distanz.
Sie okkupiert ihn ganz:
Die Grenze von ein
Meter muss es sein.
Dieses laufende Vermessen
lässt alles andere vergessen:
den Blick in die Ferne,
das Leuchten der Sterne,
das trancehafte Schlendern,
das kokette Gendern,
das klassifizierende Botanisieren,
das antizipierende Memorieren -
Und so kehrt er nach Hause zurück
mit nichts als dem Ein-Meter-Blick.
Oder so:
B.D. geht auf der Strasse -
und zum Mass aller Masse
wird die Distanz.
Sie okkupiert ihn ganz :
Die Grenze von ein
Meter muss es sein .
Dieses laufende Vermessen
lässt alles andere vergessen :
den Blick in die Ferne ,
das Leuchten der Sterne ,
das trancehafte Schlendern ,
das kokette Gendern ,
das klassifizierende Botanisieren ,
das antizipierende Memorieren -
Und so kehrt er nach Hause zurück
mit nichts als dem Ein-Meter-Blick .
Samstag, 9. Mai 2020
Best of B.D. (49): Harmonie in Tempel und Buch
10.6.2012 - 137. Episode: der Tempel und das Buch
A.E. (Alter Ego): Das hilft mir schon als derzeit Harmoniebedürftigem, wenn ich nur ein Reclam-Bändchen um 45 Grad drehen muss. Lesen geht dann zwar nicht, aber intensiv betrachten wirkt wie autogenes Training.
B.D.: Schon wieder so ein Kollateralnutzen des analogen Buchs.
A.E. (Alter Ego): Das hilft mir schon als derzeit Harmoniebedürftigem, wenn ich nur ein Reclam-Bändchen um 45 Grad drehen muss. Lesen geht dann zwar nicht, aber intensiv betrachten wirkt wie autogenes Training.
B.D.: Schon wieder so ein Kollateralnutzen des analogen Buchs.
Freitag, 8. Mai 2020
Corona-Gedichte (3): die Kunst
B.D.
liebt Klee -
nicht den grünen,
sondern Paul, den kühnen
Maler der Geometrie
mit zarter Ironie:
die Farben blass,
als Titel irgendwas,
und unpräziser Strich -
richtig anschaulich
ist das nur im Original,
und nicht digital.
Aber wo? -
Unzugänglich wie ihr Depot
sind die Museen.
So kann es einem derzeit gehen
mit der Kunst:
Alles wie im Dunst.
Donnerstag, 7. Mai 2020
Best of B.D. (48): Lob der Merkmalsarmut
3.6.2012 - 136. Episode: Lob der Merkmalsarmut
A.E. (Alter Ego): Aber Merkmalsarmut allein ist es wohl nicht, die die Zuschreibungen und Projektionen provoziert?
B.D.: Natürlich nicht, aber sie bietet ihnen den grössten Spielraum.
A.E. (Alter Ego): Aber Merkmalsarmut allein ist es wohl nicht, die die Zuschreibungen und Projektionen provoziert?
B.D.: Natürlich nicht, aber sie bietet ihnen den grössten Spielraum.
Mittwoch, 6. Mai 2020
Corona-Gedichte (2): der Balkon
B.D. sitzt schon
frühmorgens auf dem Balkon.
Die Luft ist rein und virenfrei.
Unten ziehen die Leute vorbei,
vereinzelt trotz der Menge.
Nur hie und da etwas Gedränge
wenn eine Ampel rot.
B.D. geniesst das Morgenbrot
auf dem Balkon
und liest im geschrumpften Feuilleton
über das neueste Maskendesign.
Da sitzt er ganz allein
und ganz für sich -
und doch auch ziemlich öffentlich.
Dienstag, 5. Mai 2020
Best of B.D. (47): die Lesbarkeit der Medikamente
31.7.2011 - 94. Episode: eine Typologie des Beipackzettels
A.E. (Alter Ego): Ganz schön esoterisch, was du da heute ausgesucht hast! Wen soll das interessieren? Wer faltet Medikamentenbeipackzettel wieder zusammen, wenn er sie vorher gar nicht auseinandergefaltet hat? Die werden doch nicht gelesen!
B.D.: Da hast du recht. Pharmaindustrie und Medizin haben sogar ein Interesse daran, dass die Zettel nicht gelesen werden: die darin angeführten Nebenwirkungen schrecken die Patienten so sehr, dass sie dann die Medikamente nicht mehr einnehmen.
Die Benutzerfeindlichkeit der Zettel ist also Teil der Therapie. Und deshalb schauen sie auch heute immer noch so aus, wie sie vor 9 Jahren (94. Episode), und lange vorher schon, ausgeschaut haben.
A.E. (Alter Ego): Ganz schön esoterisch, was du da heute ausgesucht hast! Wen soll das interessieren? Wer faltet Medikamentenbeipackzettel wieder zusammen, wenn er sie vorher gar nicht auseinandergefaltet hat? Die werden doch nicht gelesen!
B.D.: Da hast du recht. Pharmaindustrie und Medizin haben sogar ein Interesse daran, dass die Zettel nicht gelesen werden: die darin angeführten Nebenwirkungen schrecken die Patienten so sehr, dass sie dann die Medikamente nicht mehr einnehmen.
Die Benutzerfeindlichkeit der Zettel ist also Teil der Therapie. Und deshalb schauen sie auch heute immer noch so aus, wie sie vor 9 Jahren (94. Episode), und lange vorher schon, ausgeschaut haben.
Montag, 4. Mai 2020
Corona-Gedichte (1): Anlass und Konzept
B.D. spricht
sein erstes diesbezügliches Gedicht:
"Oh Corona,
du bist seit sieben Wochen da,
aber ich gewöhne mich
nicht an dich.
Deine Herkunft, soweit bekannt,
ist eher degoutant.
Du lebst grossteils versteckt,
wirkst vor allem indirekt:
Dein Schaden ist tragisch im Einzelfall,
potenziert sich aber immens kollateral.
Du bist klein und nichtig -
nur in dem was du auslöst wichtig.
Deshalb ist das das erste und letzte der Gedichte,
das ich direkt an dich richte.
Ab jetzt ist die Rede nur mehr von mir,
und von einem 'Wir' -
aber du gehörst nicht dazu,
und lass uns endlich in Ruh."
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