Montag, 22. Juni 2020

an der Hohen Wand (9): der Regenbogen

An der Hohen Wand 
ist ein gelegentlicher Passant 
der Regenbogen. 
Immer äusserst ausgewogen 
steht er plötzlich da, 
dem Kreis so nah, 
irgendwie 
ein direkter Abkömmling der Geometrie. 
Nur: wo ist der Konstrukteur, 
und wer? 
So wie der Bogen kommt, so geht er auch. 
Es bleibt ein feuchter Hauch. 




Sonntag, 21. Juni 2020

an der Hohen Wand (8): Wolken

An der Hohen Wand 
sind die Wolken exorbitant. 
Sie rasen 
dermassen 
dass wir unserem Schauen 
nicht mehr vertrauen. 
Sie verdichten 
zu kompakten Schichten 
und neuen Horizonten 
jenseits der gewohnten.
Sie bilden Leerräume 
für unsere Träume: 
dann zieht ein Yellow Submarine 
still daher und dahin. 

















Samstag, 20. Juni 2020

an der Hohen Wand (7): Bäume

An der Hohen Wand
gibt es einen grossen Bestand 
an Bäumen, 
die in den Räumen 
und Weiten, 
wo sie sich ausbreiten, 
extrem verdichtet stehen - 
selbst fast als Wand anzusehen: 
opak, und hermetisch wie 
exzellente Kalligraphie. 







Freitag, 19. Juni 2020

an der Hohen Wand (6): Reifen

An der Hohen Wand 
gibt es auch einen Autobestand, 
der zumeist nicht sehr sichtbar ist - 
und er wird nicht vermisst. 
Aber wenn dann die Blicke schweifen
entdecken sie Berge von Reifen 
im grünen Gras. 
Im Übermass. 



Donnerstag, 18. Juni 2020

an der Hohen Wand (5): die Wegmarkierung

An der Hohen Wand 
wird manches morbid-elegant: 
Des toten Vogels weiss-gelbes Gefieder
kehrt so etwa wieder
in der weiss-gelben Wegmarkierung - 
als farbliche Codierung 
der geteilten Konklusion 
(und wir kennen sie schon): 
Dass jeder Weg
irgendwann zu Ende geht.
 




Mittwoch, 17. Juni 2020

an der Hohen Wand (4): der Tod des Vogels

An der Hohen Wand 
hebt der Tod die knöcherne Hand, 
holt den Vogel vom Himmel, und 
schmettert ihn ohne besonderen Grund
auf die Strasse - 
den Würmern zum Frasse. 
Die gelb-schwarze Feder 
im geplatzten Geäder 
nobilitiert die Leiche 
in ihrer sonstigen Bleiche. 



Dienstag, 16. Juni 2020

an der Hohen Wand (3): die schwarzen Schafe

An der Hohen Wand 
wird es manchmal redundant: 
z.B. wenn der Fotograf 
nach dem einen schwarzen Schaf 
nun eine ganze Herde sieht - 
bringt das den grossen Unterschied? 
Ist jetzt das schwarze Schaf das weisse? 
Wenn Ja: Wo enden solche Wendekreise? 



Montag, 15. Juni 2020

an der Hohen Wand (2): das schwarze Schaf

An der Hohen Wand 
gibt es so allerhand: 
z.B. sieht der Fotograf 
hier ein echtes schwarzes Schaf! 
Sie existieren also real, 
und nicht nur rhetorisch-funktional. 
Auch es sieht ihn, 
wird aber unbeeindruckt weiterziehn. 





Sonntag, 14. Juni 2020

an der Hohen Wand (1): der Hai

Die Hohe Wand 
ist ziemlich bekannt: 
nicht weit von Wien, 
schon ein bisschen alpin - 
und doch, so nebenbei, 
wohnt dort ein Hai! 
Und blickt aus der Wand 
aggressiv und penetrant. 




Dienstag, 9. Juni 2020

Best of B.D. (56): die Bibliothek als Geliebte

17.5.2015 - 293. Episode: Library Song Contest





















A.E. (Alter Ego): Als Bewohner der digitalen Welt zeigst du immer wieder eine verdächtige Schwäche für das Analoge ...
B.D.: Ja, wenn es um Bücher und Bibliotheken geht. Die seit dem Song vergangenen 5 Jahre haben daran nichts geändert, im Gegenteil. Und Bibliotheksneubauten sind inzwischen die formal interessantesten und kreativsten Architekturobjekte.
Die digital library dagegen evoziert keine Bilder, sie lebt nur in ihren Funktionen.