Freitag, 26. Juni 2020

an der Hohen Wand (13): Kühe

An der Hohen Wand 
wird man überrannt 
von frei vazierenden Kühen: 
Sie leben ihre Revuen, 
in vollem Wissen 
um die prächtigen Kulissen. 
Und alles wie-
der mit Geometrie: 
die Kühe horizontal, 
die Felsen vertikal. 
So bleibt alles im Rechten Win- 
kel. Als "stehende Ordnung" mithin. 


Donnerstag, 25. Juni 2020

an der Hohen Wand (12): das senkrechte Haus

An der Hohen Wand 
bringt der Lieferant 
das Haus in Teilen - 
und wie die Felsen es stylen! 
Auch die Kräne 
passen zur senkrechten Szene, 
und der steinerne Hai 
ist für immer dabei. 


Mittwoch, 24. Juni 2020

an der Hohen Wand (11): Strassen-Namen

An der Hohen Wand 
werden alle Strassen benannt: 
nach Orten und Männern 
nach Gasthäusern und Entertainern
nach Tages- und Jahreszeiten 
nach Tieren und Baulichkeiten. 
Besonders weit 
bringt es aber die Selbstbezüglichkeit:  
Sie bleibt das Mass aller Masse - 
daher gibt es auch die "Hohe Wandstrasse". 




Dienstag, 23. Juni 2020

an der Hohen Wand (10): das Tattoo

An der Hohen Wand
liegt ein ausgedehntes Pferde-Land. 
Die dortigen Schimmel, 
bekannt für ihren Body-Fimmel, 
sind stolz auf ihre Tattoos. 
Das ist leicht abstrus: 
sind sie doch schmerzhaft eingebrannt, 
und die Codes weitgehend unbekannt. 


Montag, 22. Juni 2020

an der Hohen Wand (9): der Regenbogen

An der Hohen Wand 
ist ein gelegentlicher Passant 
der Regenbogen. 
Immer äusserst ausgewogen 
steht er plötzlich da, 
dem Kreis so nah, 
irgendwie 
ein direkter Abkömmling der Geometrie. 
Nur: wo ist der Konstrukteur, 
und wer? 
So wie der Bogen kommt, so geht er auch. 
Es bleibt ein feuchter Hauch. 




Sonntag, 21. Juni 2020

an der Hohen Wand (8): Wolken

An der Hohen Wand 
sind die Wolken exorbitant. 
Sie rasen 
dermassen 
dass wir unserem Schauen 
nicht mehr vertrauen. 
Sie verdichten 
zu kompakten Schichten 
und neuen Horizonten 
jenseits der gewohnten.
Sie bilden Leerräume 
für unsere Träume: 
dann zieht ein Yellow Submarine 
still daher und dahin. 

















Samstag, 20. Juni 2020

an der Hohen Wand (7): Bäume

An der Hohen Wand
gibt es einen grossen Bestand 
an Bäumen, 
die in den Räumen 
und Weiten, 
wo sie sich ausbreiten, 
extrem verdichtet stehen - 
selbst fast als Wand anzusehen: 
opak, und hermetisch wie 
exzellente Kalligraphie. 







Freitag, 19. Juni 2020

an der Hohen Wand (6): Reifen

An der Hohen Wand 
gibt es auch einen Autobestand, 
der zumeist nicht sehr sichtbar ist - 
und er wird nicht vermisst. 
Aber wenn dann die Blicke schweifen
entdecken sie Berge von Reifen 
im grünen Gras. 
Im Übermass. 



Donnerstag, 18. Juni 2020

an der Hohen Wand (5): die Wegmarkierung

An der Hohen Wand 
wird manches morbid-elegant: 
Des toten Vogels weiss-gelbes Gefieder
kehrt so etwa wieder
in der weiss-gelben Wegmarkierung - 
als farbliche Codierung 
der geteilten Konklusion 
(und wir kennen sie schon): 
Dass jeder Weg
irgendwann zu Ende geht.
 




Mittwoch, 17. Juni 2020

an der Hohen Wand (4): der Tod des Vogels

An der Hohen Wand 
hebt der Tod die knöcherne Hand, 
holt den Vogel vom Himmel, und 
schmettert ihn ohne besonderen Grund
auf die Strasse - 
den Würmern zum Frasse. 
Die gelb-schwarze Feder 
im geplatzten Geäder 
nobilitiert die Leiche 
in ihrer sonstigen Bleiche.