Der Bibliothekar geht mit forciert selektiver Wahrnehmung in die eher buch- und bibliotheksferne Ausstellung "Das Tier in Dir" (mumok, Wien) - und wird fündig:
A.E. (Alter Ego): Die alten Bücher verstecken sich. B.D.: Obwohl: So viele alte Bücher an so vielen Orten und so direkt zugänglich wie derzeit hat es wohl noch nie gegeben.
A.E.: Du meinst die "offenen Bücherschränke" in den Strassen?
B.D. sagt: Ich bin ein Fetischist, der das Objekt nie vergisst das sein Fetisch ist. Und es nie vermisst, denn es umgibt ihn immer: Vielfach in seinem Zimmer, mobil in der Tasche, virtuell im Internet: das Buch - präsent auch im jeweiligen Doppelbett.
B.D. sagt: Die vielen Bücher in meinen Regalen bereiten mir keine Lektüre-Qualen: Ich muss sie nicht alle lesen, es reicht, dass sie da gewesen. Sie definieren meinen geistigen Raum - ihn kann ich, wie in einem metaphysischen Traum, buchrückenmässig durchmessen, hier wuchern lassen, dort schon wieder vergessen.
B.D. sagt: Ich träume mich in dunkle Räume mit Regalen an der Wand und ein Buch in der Hand. Das potentielle Lesen ist dem realen oft überlegen gewesen: es ist solipsistisch intensiver, vor allem aber: thematisch kreativer.