Mittwoch, 31. März 2021

Haus gegen social distance (15): Zahnlücken

 579. Episode

A.E. (Alter Ego): Also das ist jemand, der nicht so aussieht, als ob er mit uns kommunizieren wollte. 
B.D.: Und wir nicht mit ihm. - Aber wer weiss: Irgendwie geht er vielleicht als Comic-Figur durch. Als mafioser Compagnon der Panzerknacker-Bande.


Dienstag, 30. März 2021

Haus gegen social distance (14): Fisch

578. Episode 

A.E. (Alter Ego):  Also Haus und Fisch und Kommunikation - das geht wohl gar nicht zusammen. 
B.D.: Aber Fische schauen sehr intensiv und permanent (auch wenn sie schlafen), und ihr Mund (Maul) redet (schnappt) ununterbrochen, auch wenn wir nichts hören und verstehen. Vielleicht deswegen eine Beziehung der besonderen Art, die das Haus gleichsam zitiert. 


Montag, 29. März 2021

Haus gegen social distance (13): Schüchternheit

 577. Episode 

A.E. (Alter Ego): Also dieses Gesicht kommuniziert sehr viel, aber sein Beitrag zur Reduktion der sozialen Distanz ist eher bescheiden. 
B.D.: Ja. Schüchternheit äussert sich geradezu in sozialer Distanzierung, und die Mimik resignativen Abstandhaltens ist konstitutiv. Bei aller Introvertiertheit sieht man zugleich aber auch das Bedürfnis nach Nähe, das allerdings nicht erwartet, erfüllt zu werden. 



Sonntag, 28. März 2021

Haus gegen social distance (12): Unbeschwertheit

 576. Episode

A.E. (Alter Ego): Also das sieht man selten: so viel naive Unbeschwertheit! 
B.D.: Ja. So ein offenes, sprachloses Staunen! Und hat auch noch nie etwas von sozialer Distanz gehört. 


Samstag, 27. März 2021

Haus gegen social distance (11): Make-up

575. Episode

A.E. (Alter Ego): Also das ist ein seltener Haus-Blick: es geht weniger um das Sehen, als um das Gesehenwerden. Das dunkle Rot des geschlossenen Mundes, das intensive Schwarz der grossen Augen, die gestylten Augenbrauen, deutlich hochgezogen... 
B.D.: Aber auch ein durchdringender Blick, mit Distanz schaffender, und zugleich Interesse weckender Blasiertheit. 


Dienstag, 23. März 2021

Haus gegen social distance (10): Gorilla

 574. Episode

A.E. (Alter Ego): Also dieses Haus zeigt uns ein Gorilla-Gesicht, oder besser: eine Gorilla-Fratze. Will und soll uns wohl erschrecken. 
B.D.: Ja. Aber funktioniert nur in der Nacht. Muss also am Abend die Maske aufsetzen, und im Morgengrauen sie wieder abnehmen. Nacht für Nacht, Tag für Tag. Auf Dauer wohl ermüdend. Kann man in den Augen ein bisschen sehen.


Sonntag, 21. März 2021

Haus gegen social distance (9): Aggression

 573. Episode 

A.E. (Alter Ego): Also dieses Haus ist voll im Angriff. Wie ein losstürmender, geifernder Hund. 
B.D.: Soziale Distanz gibt es da keine mehr. Nur gut, dass die physische Distanz von mir, dem beobachtenden Passanten, bestimmt wird - das Hunde-Haus bleibt, entgegen dem Anschein, immobil. 


Freitag, 19. März 2021

Haus gegen social distance (8): Saures

 572. Episode 

A.E. (Alter Ego): Also da hat jemand in eine Citrone gebissen. Und wer das tut, ist jenseits aller soziale-Distanz-Messungen und -Intentionen, ist ausschliesslich mit sich selbst beschäftigt. 
B.D.: Aber wird von Aussen umso intensiver wahrgenommen in seinen Grimassen. 


Dienstag, 16. März 2021

Haus gegen social distance (7): Loos

 571. Episode

A.E. (Alter Ego): Also dieses Haus schaut uns irgendwie neugierig / fordernd an, und sagt: "Ich weiss, wer und was ich bin. Und wer seid ihr, und was wollt ihr von mir?" 
B.D.: So wird es wohl sein. Und wir werden ihm sagen: "Wir wissen, dass du ein Adolf-Loos-Haus bist. Und nett, dass du mit uns redest. Und wenn wir dir sagen, dass wir dich vor kurzem in einer Ausstellung im Museum für Angewandte Kunst in Wien gesehen haben, wird dich das vielleicht noch ein bisschen eitler und hochmütiger machen." 
A.E.: Und wo bleibt dann die Reduktion der sozialen Distanz? 
B.D.: Hochmut und Eitelkeit gibt es nur in und mit der Kommunikation. 


Montag, 15. März 2021

Haus gegen social distance (6): Panik

570. Episode 

A.E. (Alter Ego): Also dann sieht man da wohl auch eine Panik-Attacke? 
B.D.: Ja, und dazu noch bei einem Haus aus der besonders anfälligen Senioren-Gruppe. Wir sind in der 3. Coronawelle, die Quarantänefälle nehmen weiter zu, und damit die Raumerfordernisse. Kapazitätsgrenzen werden spürbar, die Überforderung führt zu Panik. 
A.E.: Aber was hat das mit social distance zu tun? 
B.D.: Die Häuser zeigen, wie es um sie steht, sie wollen uns direkt ansprechen - sie suchen Hilfe. 


Sonntag, 14. März 2021

Haus gegen social distance (5): Angst

569. Episode

A.E. (Alter Ego): Also dieses Haus schaut sich gerade einen Horrorfilm an. 
B.D.: Häuser gehen nicht ins Kino. Was du da siehst, ist eine Panikattacke. Corona als Auslöser: zu viele Zimmer-Quarantänen, auch der Dachboden und der Keller schon voll. Wohin also damit? 



Samstag, 13. März 2021

Haus gegen social distance (4): Sucht

568. Episode 

A.E. (Alter Ego): Also dieses Haus kommuniziert zwar, aber eher Desinteresse. 
B.D.: Mit glasigen Augen, und riesigem Trinker-Maul. Zeigt wieder einmal, dass Süchte meist solipsistischer Natur sind. 


Freitag, 12. März 2021

Haus gegen social distance (3): Horror

 567. Episode

A.E. (Alter Ego): Also ob das Haus mit diesem Gesicht die soziale Distanz reduziert? Oder überhaupt reduzieren will? 
A.E.: Sogar sehr! Die Intensität sozialer Beziehungen ist nicht abhängig von ihrer positiven oder negativen Gerichtetheit. Und negative Gefühle können besonders intensiv sein, bis zu abgrundtiefem Hass. 


Mittwoch, 10. März 2021

Haus gegen social distance (2): Sympathie

 566. Episode 

A.E. (Alter Ego): Also das ist ein freundliches Haus! 
B.D.: Ja, direkt einladend. Da möchte man auch die physische Distanz reduzieren, und einfach eintreten. 
A.E.: Und es hat sogar Ohren, um zu hören! 


Dienstag, 9. März 2021

Haus gegen social distance (1): Kommunikation

565. Episode

A.E. (Alter Ego): Also sehr freundlich schaut dieses Haus nicht in die Umgebung - 
B.D.: Aber es schaut. Und wenn wir zurückschauen, bleibt die physische Distanz, die soziale aber schrumpft: wir interagieren.

Donnerstag, 4. März 2021

meine kleine Depression (6): revisited

 564. Episode 

Meine kleine Depression
ist noch nicht auf und davon. 
Sie sitzt weiter in ihrem Haus, 
kommt zwar nicht mehr so oft heraus, 
aber doch. 
Immer noch. 
Und jedes Mal 
dieselbe Qual: 
Die Unruhe, der totale Frust, 
der perspektivenlose Verlust 
jeglicher Zuversicht. - 

Aber dann im Tunnel ein Licht: 
Wenn ich ernst und formell das Wort an sie richte, 
und sei es mit einem meiner Gedichte, 
ist sie überrascht und unvorbereitet - 
die Kontrolle ihr plötzlich entgleitet. 
Wenn ich sie begrüsse als alte Bekannte, 
irgendwie im Geiste Verwandte, 
wenn ich fast nett "Hallo" zu ihr sage, 
und sie dann frage,
was sie eigentlich von mir will, 
wird sie ziemlich still. 
Habe ich dann ihrer finsteren Welt 
eine hellere entgegengestellt, 
die ich auch in und bei mir trage 
für solche Tage, 
dann knickt sie ein, 
wird ganz klein, 
geht in ihr Haus 
und kommt bis zum nächsten Mal nicht mehr heraus.